
Gesellschaft & Wirtschaft
Zeitgenössische Positionen zu Otto Neurath
30. Oktober 2025 – 25. Januar 2026
Gesellschaft & Wirtschaft
Zeitgenössische Positionen zu Otto Neurath
Das künstlerisch-kuratorische Projekt Gesellschaft & Wirtschaft basiert auf dem „Arbeiter:innen-Museum“ des vielseitigen, linksorientierten und utopisch denkenden Otto Neurath (1882–1945). Im Zentrum steht die Bespielung der Volkshalle im Wiener Rathaus durch das Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum von 1927 bis 1934.
1925 begann Otto Neurath mit der Entwicklung der Wiener Methode der Bildstatistik, die 1934 in International System of Typographic Picture Education (Isotype – Internationales System der typografischen Bildpädagogik) umbenannt wurde. Dabei handelte es sich um eine Art Bilderwörterbuch, ein Set standardisierter, mengenbasierter Piktogramme, die komplexe gesellschaftlich-politische und ökonomische Zusammenhänge in eine klare und zugängliche Bildsprache übersetzen sollten. Isotype stand im Zentrum von Neuraths politischer Vision, verortete die Position der Arbeiterklasse in Statistiken im internationalen Geschehen und legte damit den Grundstein für eine Neugestaltung des Alltags.
Das für die Volkshalle von Josef Frank entworfene Ausstellungsmodell wird hier in recyceltem Kunststoff rekonstruiert – eine modulare, standardisierte und zugleich handgefertigte Struktur, die als Plattform für zeitgenössische wienerische, migrantische und internationale künstlerische Positionen dient. Forschungsbasierte Arbeiten greifen Momente aus Neuraths Auseinandersetzung mit Isotype auf und bieten aktuelle visuelle Analysen gesellschaftlicher und ökonomischer Bedingungen mittels Architektur, Kunstgeschichte, Arbeits- und Umweltforschung. Ihre Perspektiven entfalten sich in künstlerischen Positionen, die von Engagements für die sozialen Rechte von Künstler:innen über die Unterstützung kriegsvertriebener Künstler:innen in Wien bis hin zu aktivistischen Praktiken für Klimagerechtigkeit reichen.
Die von Ausbeutung, Ressourcenkonkurrenz und Selbsterhaltung angetriebene globale Wirtschaft prägt die alltägliche Realität. Neurath verband den Krieg mit der vollen Aktivierung der Produktion und einem höheren Lebensstandard. Zugleich forderte er, diese Kapazitäten im Frieden zu nutzen, auch wenn darin die Gefahr lag, den Krieg selbst zu perpetuieren. Seine visionäre Idee eines Museums als Ort kollektiver Auseinandersetzung, Diskussion und Reflexion über Gesellschaft ist heute aktueller denn je: als Modell für einen gleichberechtigten Zugang zur Gestaltung einer zukünftigen Weltgemeinschaft jenseits der Staatsbürgerschaft. Gesellschaft & Wirtschaft wird damit zu einem Raum, in dem Gesellschaft konstruiert wird, indem gegenwärtige Diskurse über Infrastruktur und institutionelle Teilhabe neu gedacht, erweitert und kritisch hinterfragt werden.
Die Eröffnung des Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseums 1925 sowie der 80. Todestag seines Gründers Otto Neurath sind der Anlass für zwei weitere Ausstellungen in Wien:
Wissen für alle. ISOTYPE – die Bildsprache aus Wien, 6. November 2025 – 5. April 2026 im Wien Museum am Karlsplatz
Was wäre Wien ab 25. September 2025 im Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum
Aus dem Museumsshop


























































































































































