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    Mode von Kopf bis Fuss 1750-2001

    17. Mai 2001 – 17. Februar 2002

    Mode von Kopf bis Fuss 1750-2001

    17. Mai 2001 – 17. Februar 2002
  • Das Historische Museum der Stadt Wien besitzt mit seiner Modesammlung eine der umfangreichsten Kostümsammlungen in Europa. Sie weist derzeit einen Bestand von über 20.000 Objekten auf. Dazu gehören Damen-, Herren- und Kinderkleidung samt den modischen Accessoires wie Fächer, Handtaschen, Kopfbedeckungen, Schirme, Schuhe, Spazierstöcke, Strümpfe, Taschentücher und Modeschmuck. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt in der Damenkleidung des 19. und 20.Jahrhunderts, wobei hier vor allem Gesellschafts-, Abend- und Ballkleider dominieren.

    Über Jahrzehnte stand die Wiener Mode als Weltbegriff für erstklassiges Material, ausgezeichnete Handarbeit, Eleganz und Charme. So finden sich Modelle aus ersten Wiener Salons wie Bohlinger & Huber, Christoph Drecoll, G. & E.Spitzer, Ludwig Zwieback, Ignaz Bittmann, Stone & Blyth, W.F. Adlmüller, Gertrude Höchsmann, Franz Faschingbauer, Berta Farnhammer und Hutkreationen von Adele List. Natürlich fehlen der Sammlung, wie auch Wien, die Namen berühmter international bekannter Modeschöpfer und Designer.

    Da die Sammlung in den letzten Jahren durch Schenkungen und Ankäufe beträchtlich erweitert wurde, will das Historische Museum der Stadt Wien diesem Umstand Rechnung tragen und die besonders charakteristischen und interessanten Artefakte aus fast drei Jahrhunderten - viele davon wurden noch nie gezeigt - der Öffentlichkeit im Rahmen der Ausstellung "Mode von Kopf bis Fuß“ präsentieren. Wie der Titel schon sagt, beschäftigt sich diese Ausstellung mit dem Bekleiden und dem Entkleiden, dem Verhüllen und dem Enthüllen, dem Schmücken und dem Zur Schau stellen des menschlichen Körpers. Aber nicht nur das, der Besucher kann anhand der ausgestellten Exponate den modischen Wandel, die Modetrends, über mehr als zwei Jahrhunderte verfolgen.

    Die Ausstellung selbst gliedert sich in sieben große Themenbereiche. Im Eingangsbereich, gleichsam als Prolog, wird der Besucher die Möglichkeit haben, Zitate zum Thema Mode von bekannten Modeschöpfern und Prominenten zu lesen, im Hintergrund sind schemenhaft Umrisse von Bekleidung zu erkennen, die auf die folgenden Kapitel hinweisen. In der Schau sind Raum und Vitrine jeweils im gleichen Farbton gehalten, um jedem Körperteil eine erkennbare Identität zu verleihen. Entlang der Wand wird ein Lichtband mit Bildmotiven zum jeweilig gezeigten Thema als Verstärkung laufen.

    Der erste große Themenbereich umfasst Verhüllung, Bedeckung und Schmückung des Kopfes und des Halses. Die gezeigten Beispiele reichen von einer Damenhaube des ausgehenden 18. Jahrhunderts, über Biedermeierschuten, Kapoten aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, über ein "Wagenrad“, einem Topfhut der 20er Jahre, eine Pillbox aus Federn bis zu einer Filzkreation aus 1994. Häubchen aus feinem Batist mit Seidenbändern, ein hauchzarter Schleier und Kopftücher runden die Präsentation der Damenkopfbedeckungen ab. Ein besonders prachtvolles Exemplar ist der Strohzylinder für den Herrn und der heute bereits vergessene Chapeau claque, ein auf- und zusammenklappbarer Zylinder für das Theater und den Ball.

    Zu sehen sind auch fragile Steckkämme aus Schildpatt, Horn, Koralle und Eisen, genauso wie Ohrgehänge aus dem 19. und Klipse aus dem 20. Jahrhundert. Den weiblichen Hals zierten Kolliers, Kropfbänder, Halsketten und Jabots aus Batist, Tüll und Spitze. Selbstverständlich sind auch die männlichen Pendants zu sehen: Halsbinden, Krawatten und Mascherln. Natürlich darf der Schal, ein äußerst wichtiges Accessoire, nicht fehlen. So hängen u.a. neben einander ein Longshawl aus 1830, ein Kaschmirschal aus 1850 und ein Viskoseschal aus 1925.

    Der zweite große Themenbereich beschäftigt sich mit der Bekleidung des Oberkörpers. Von der weißen, feinst bestickten, Batistbluse, bis zum durchsichtigen T-Shirt aus Mikrofasern, den frühen Pullovern aus den 20er Jahren bis zum körperumspielenden Viskosepullover. Daneben gibt es Herrenhemden, das früheste um 1850 aus einem Hauch von Leinen mit Ajourarbeit, das neueste aus 2001 mit Haifischkragen. Eine Reihe von Herrenwesten, die erste ist um 1780/90 anzusetzen, aus Seide mit Nadelmalerei, ergänzen den Herrenbekleidungsbereich.

    Der dritte große Themenbereich setzt sich mit der, den ganzen Körper umgebenden Hülle wie Kleid, Anzug, Kostüm und Mantel auseinander. Dieser komplexe Bereich beginnt im letzten Raum des Erdgeschosses mit dem Kapitel: Herrentages- und -abendanzug. Es wird die Entwicklung des Herrenanzugs vom späten 18. Jahrhundert über den Biedermeierfrack, dem Salonrock des ausgehenden 19. Jahrhunderts bis zum Businessanzug der Jetztzeit zu sehen sein. Frack, Smoking, Samt und schwarzer Anzug stehen für den Abend. Weiter geht es mit dem großen Kapitel Damenoberbekleidung. Da in der Modesammlung weit mehr Damen- als Herrenkleidung vorhanden ist, sind ihr fünf Räume im ersten Stock, gegliedert in: Tages-, eleganter Nachmittags-, Gesellschafts- und Ballmode gewidmet. Es wurden für alle fünf Bereiche typische Artefakte aus der jeweiligen Modeepoche, gewählt. Tageskleider von 1805 bis 1970, von der Nackt- bis zur Minimode, daneben, die für die Damenmode bereits in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts, so eminent wichtig gewordenen Kostüme, ein echtes "Chanel“ konnte kurz vor der Ausstellung erworben werden, und nicht zu vergessen der Hosenanzug sind ausgestellt. Dazwischen wird der vierte Themenbereich "Hände und Arme", gezeigt. Damen- und Herrenhandschuhe, hier stammen die exquisitesten Exponate aus der Jahrhundertwende, Unterärmel aus Batist und Tüll, fragile Fächer von 1740 bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts aus Perlmutter, Schildpatt mit Nadelspitze, Schwanenhaut und Straußenfedern, Damenhandtaschen aus verschiedenen Materialien und Formen, wie z.B.: eine "Walzentasche“ aus 1815, ein Pompadour aus Haaren aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, ein "Kelly-Bag“ aus den 50er Jahren und ein City-Rucksack aus 2001, zauberhafte Sonnenschirme, aus Spitze, Seide oder Baumwolle, mit kostbaren Griffen, Herrenspazierstöcke mit ausgefallenen Knäufen und Krücken aus Silber und Elfenbein reihen sich aneinander

    Der vierte, wenn auch nicht allzu große Themenbereich befasst sich mit der Bekleidung des Unterkörpers. Hier wird eine Abfolge von Damenhosen, beginnend mit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts bis 2000, Damenröcken, aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, und Herrenhosen, aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis 1986, gezeigt.

    Die nächsten Räume sind dem dritten Themenbereich vorbehalten Eine sehr schöne Reihe davon bilden die Gesellschaftskleider, das älteste datiert aus 1750, das jüngste aus den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts. Dazwischen findet sich ein Biedermeierkleid mit den typischen Schinkenärmeln, ein Prinzesskleid mit kleiner Schleppe von Christian Drecoll aus 1908/10 und ein reich besticktes Cocktailkleid aus den 50er Jahren von Adlmüller. Der Tilgnersaal verhilft den großen Ballkleidern zu ihrem richtigen Auftritt. Eröffnet wird der Reigen von einem bezaubernd schlichten Kleid im Empirestil aus 1816, ihm folgen dann u.a. ein Biedermeierballkleid, aus 1835, ein spätes Krinolinenkleid aus der Hochblüte des Walzers, ein zipfeliges, strassbesticktes aus 1927, ein aus Vorhangstoff genähtes aus 1945/48, ein Brokatkleid aus 1965, bis eine Silberkreation aus 1990 den Reigen beschließt. Die Gruppe der eleganten Nachmittagskleider, es werden hier nur einige genannt, wird angeführt von einem Seidentaftkleid aus 1845/48, einem weinroten Seidenkleid mit Fransen aus 1879/80, einem Seidenkreppkleid aus den 20er Jahren, einem Baumwollspitzenkleid aus 1941, einem Wickelkleid von Kenzo aus 1980/82 und endet bei einer Kreation von Helmut Lang aus 1997.

    Abgeschlossen wird dieser Bereich von den Damenmänteln. Hervorzuheben sind eine Mantille, eine Art Kurzmantel aus 1855, ein Theatermantel aus Kaschmirschals aus den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts, eine Abendjacke aus 1890, ein Satinmantel mit Jugendstilornamenten aus 1910/12, ein Seidensamtmantel aus 1933/36, ein Mantel im New Look aus 1947 und ein Wollstoffmantel aus 1972.

    Der sechste Themenbereich gilt der Bekleidung der Beine und der Füße. Damenstrümpfe, von der Jahrhundertwende bis heute, bunte, unifarbene, mit und ohne Naht, selbsthaftende, aus Seide, Baumwolle und Polyamid mit Elasthan, die ersten Nylons, der berühmte Schattenstrumpf von Palmers und natürlich sind auch Strumpfhosen, die revolutionäre Erfindung in der Beinkleidung, zu sehen. Der Fußbekleidung ist ein großer Raum gewidmet. Es sind sowohl Damen- als auch Herrenschuhe ausgestellt. Zierlich präsentieren sich die Escarpins aus 1795/1800 und die Kreuzbandschuhe aus dem Biedermeier, daneben stehen Schnür- und Knöpfelstiefeletten aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, goldene, bestickte Ballschuhe aus 1910, die berühmten Spangenschuhe der 20er Jahre, die gefürchteten Pumps mit den Bleistiftabsätzen aus den 50er Jahren, Plateauschuhe aus 1974 und den Todd’s aus 2000. Darruntergemischt findet man u.a. einen Herrentanzstiefel aus 1815, Herrenstiefeletten aus 1900, Einsatzstiefeletten aus 1925, Schlüpfer aus 30er bis 40er Jahren, Herrenplateauschuhe mit Absatz aus 1970, "Cowboy-Boots“ aus 1992 und einen Docmartens aus 1995.

    Dem siebenten Themenbereich der Wäschemode, da er ein ganz besonderes und eigenständiges Kapitel darstellt, widmen wir uns im Dachgeschoss der Hermesvilla. Es finden sich Damenmorgenmäntel, besonders beeindruckend ein violetter aus 1870/74 und ein zartrosa aus 1919 dazu kommen verführerische Negligés aus Musselin, Nylon und Seide, sowie ein Nachthemd aus 1900, ein Seidenpyjama aus 1924 und nicht zu vergessen ein Baby-Doll aus den späten 50er Jahren. Ein Herrenhausmantel aus 1850 aus besticktem Samt, ein Herrennachthemd aus 1890 und ein Herrenpyjama aus 1989 vervollständigen diese Gruppe. Weiters sind Unterröcke, hier sei der Tournürenunterrock aus 1880/84, einer aus Spitze um 1910 und ein Petticoat aus 1954/58, Hemdhöschen, das erste aus 1890, bis zum Body aus 2000, Hemdchen und Höschen, von der Jahrhundertwende bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts, Unterkleider, Büstenformer mit Höschen aus dem 20. Jahrhundert, u.a. der letzte Schrei ein "Waterbra“ zu sehen sein.

    Die Ausstellung zeigt 760 Objekte aus der Modesammlung des Historischen Museums der Stadt Wien und einige wenige Privatleihgaben, sie ist eine der umfangreichsten seit den letzten fünfundzwanzig Jahren. Mit ihr will das Historische Museum der Stadt Wien einen kulturhistorisch wichtigen, aber meist in Depots verwahrten Sammlungsteil der Öffentlichkeit präsentieren.

    Die Gestaltung der Ausstellung lag in den Händen der Designer Elmecker & Reuter.

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