Mit Stock und Hut

Aquarelle und Zeichnungen des Wiener Biedermeier

8. Mai – 14. September 2003

Mit Stock und Hut

Aquarelle und Zeichnungen des Wiener Biedermeier

8. Mai – 14. September 2003
Archiv

Künstler wie Peter Fendi, Balthasar Wigand, Johann Matthias Ranftl, Thomas Ender oder die Familie Alt entdeckten in der Biedermeierzeit die Stadt Wien und ihre unmittelbare Umgebung als Thema. An die Stelle heroisch-idealer Landschaftsdarstellungen trat eine beschauliche Wiedergabe von pittoresken Ausschnitten der Wirklichkeit, wie man sie in der von einem mächtigen Basteiengürtel umgebenen Stadt, in den Straßen und Gassen der Vorstädte und den noch dörflich geprägten Vororten fand. Der Blick der Künstler glich dabei der Sicht des flanierenden Fußgängers, scheinbar beiläufig und doch mit großer Sorgfalt wurden Standort und Bildausschnitt gewählt, um "frei nach der Natur" zu malen und zu zeichnen.

"Kleine" Techniken, wie Bleistiftskizze und Aquarell, erlaubten den Künstlern, ihre Beobachtungen rasch, aber mit großer atmosphärischer Dichte einzufangen. Die Deutlichkeit und Genauigkeit, mit der dies geschah, machten die Blätter aber auch zu Dokumenten der topographischen Entwicklung Wiens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es ist nicht zuletzt dieser Aspekt, der zur Entstehung eines umfangreichen Bestandes von Aquarellen und Zeichnungen der Biedermeierzeit im Historischen Museum der Stadt Wien beitrug. Im Erdgeschoss der Hermesvilla wird nun eine Auswahl von rund 160 Blättern aus dieser bedeutenden Sammlung präsentiert.

"Mit Stock und Hut" kann der Besucher der Ausstellung auf einem imaginären Spaziergang den Entdeckungen der Zeichner und Maler folgen. Der Weg führt ihn dabei von der Peripherie der Stadt in ihr Zentrum. Die Weite des Panoramablicks von den Hängen des Wienerwaldes weicht zunehmend der Nahsicht auf Straßenräume und wichtige Gebäude der Vorstädte und der dichtverbauten Innenstadt. Begleitet werden Stadtveduten und Landschaftsdarstellungen von einer Serie von Porträts. Die wohlgeordnete Bürgerlichkeit, die sie ausstrahlen, ergänzen die Wiener Ansichten zu einem Gesamtbild, auf das der vielstrapazierte Begriff der biedermeierlichen Idylle wohl zurecht angewendet werden kann. Einer Idylle, die - das sollte bei der Betrachtung mitbedacht werden - nur unter Ausblendung weiter Teile der politischen und sozialen Realität aufrechterhalten werden konnte.

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