Verkauft. Enteignet. Verbüchert. Wiener Liegenschaften 1938-1945
Eine Dokumentation des Vereins Forschungsbüro im Auftrag der Kulturabteilung der Stadt Wien
1. Dezember 2005 – 29. Januar 2006
Verkauft. Enteignet. Verbüchert. Wiener Liegenschaften 1938-1945
Eine Dokumentation des Vereins Forschungsbüro im Auftrag der Kulturabteilung der Stadt Wien
Immobilien mit Geschichte – zur Präsentation im Wien Museum
Neudeggergasse 12 in Wien 8: Wo heute ein Gemeindebau steht, befand sich einst die Josefstädter Synagoge. Grundsteingasse 56 in Ottakring: Heute eine Schule der Stadt Wien, 1938 ein Zinshaus im Besitz der Jüdin Antonie Leist.
Dies sind nur zwei von vielen Immobilien, die in der Zeit von 1938 bis 1945 "arisiert" wurden und direkt oder in späteren Jahren in den Besitz der Stadt Wien übergingen. Im Jahr 2001 verpflichtete sich die Stadt per Gemeinderatsbeschluss, ihre Liegenschaften auf solche Fälle hin zu untersuchen. Ein dreiköpfiges Historikerteam – Edith Leisch-Prost, Verena Pawlowsky und Harald Wendelin – durchforstete die 12.000 Liegenschaften, die sich heute im Besitz der Stadt befinden und filterte jene heraus, die den ursprünglichen – in den meisten Fällen jüdischen - Besitzern zwischen 1938 und 1945 unrechtmäßig entzogen worden waren. Die Ergebnisse dieser Forschungen werden ab 1. Dezember in einer Dokumentation im Atrium des Wien Museums präsentiert.
Anders als etwa bei "arisierten" Kunstgegenständen ist die Enteignung von Immobilien auch im nachhinein problemlos nachvollziehbar: Denn jeder Eigentümerwechsel von Liegenschaften wird im Grundbuch verzeichnet. Deshalb wurden nach dem Krieg viele Immobilien relativ rasch an die ehemaligen Eigentümer bzw. deren Nachkommen restituiert – die Geschädigten konnten schließlich dank des Grundbuches ziemlich einfach beweisen, wem ein Gebäude oder ein Grundstück vor der "Arisierung" gehört hatte.
Den Opfern wurde es nach 1945 freilich nicht immer leicht gemacht: Fristen für Rückstellungen waren knapp bemessen, die Gesetzeslage oft kompliziert. Ganz abgesehen davon, dass der Wert von Immobilien im zerstörten Nachkriegswien nicht gerade hoch war.
Auch wenn ein Großteil der Liegenschaften schließlich restituiert oder abgegolten wurden, gibt es bis heute strittige "Immobilien mit Geschichte". 90 Fälle – Liegenschaften der Republik Österreich ebenso wie der Gemeinde Wien – sind derzeit beim Allgemeinen Entschädigungsfonds anhängig. Neun sind bisher erledigt, in drei Fällen wurde auf Restitution entschieden.
Nach Abschluss der Untersuchungen im Auftrag der Stadt Wien dokumentiert nun das Historikerteam vom Verein Forschungsbüro (Edith Leisch-Prost, Verena Pawlowsky und Harald Wendelin) anhand von repräsentativen Beispielen, wie Entzug und Restitution von Immobilien in Wien in der Praxis abliefen. "Verkauft. Enteignet. Verbüchert" nennt sich die kompakte Schau, die ein Schlaglicht auf einen wichtigen Aspekt der Wiener Stadtgeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus und danach wirft. Besucher haben dabei auch Gelegenheit, an zwei Computerterminals per Adressen- und Namenssuche weitere Informationen zu den 12.000 untersuchten Liegenschaften zu erhalten.
Die Dokumentation ist von 1. Dezember 2005 bis 29. Jänner 2006 im Atrium des Wien Museum Karlsplatz zu sehen.
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