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    Ulrike Königshofer

    System ich

    8. April – 5. Mai 2011

    Ulrike Königshofer

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    8. April – 5. Mai 2011
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    1010 Wien, Felderstraße 6–8
    1010 Wien, Felderstraße 6–8

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    Ulrike Königshofer seziert einen Lautsprecher, stellt Kugel-Stab-Modelle biochemischer Botenstoffe her und konstruiert eine Anlage zur Umwandlung akustischer Informationen in Licht. Sie bildet anatomische Darstellungen der Organe ab, denen man einst den Sitz der Seele zuschrieb, entwirft ein Stereoskop, das zwei verschiedene Gesichter zu einem vereint und stellt damit einer mechanistischen, reflektierenden und wissenschaftlichen Analyse von Psyche und Körperfunktion die Welterfahrung, das Empfinden gegenüber. Königshofer fragt nach einer Selbstwahrnehmung als autonomes Subjekt, nach der Möglichkeit eines Blicks von außen auf den eigenen Psychismus und nach dem subjektiven Erleben, dem der physische Körper letztlich als eine Art Black Box erscheint.
    Maurice Merleau-Ponty schrieb, das objektive Denken ignoriere das Subjekt der Wahrnehmung, denn diese gebe sich zunächst nicht als eines der Vorkommnisse
    der Welt, sondern als die Welt in jedem Moment selbst schaffend oder rekonstruierend. Die reflexive Analyse glaube „[...] in umgekehrter Richtung dem
    vorangegangenen Konstitutionsprozess nachzugehen und im ,inneren Menschen’
    [...] ein konstitutives Vermögen zu fassen, das er immer schon war.“1 Ulrike Königshofer inszeniert eine „Laborsituation“. Ihr eigener Arbeitstisch wird zur Produktionsstelle des Botenstoffs Melatonin. Dieser ist seinerseits Auslöser für eine psychische Reaktion und für eine Veränderung der Befindlichkeit. Es ist – als performative Geste – eine Persiflage auf den Versuch das subjektive Erleben auf die funktionellen Abläufe im Körper zu reduzieren. Sie zieht Analogien zu einer reflexiven (selbst-)Analyse und thematisiert das Unvermögen sich selbst als Objekt der Biologie oder als Resultat eines Puzzles von Kausalitäten zu fassen.
    Dieses Spannungsverhältnis ist auch Thema der Arbeit „Love“, in der Königshofer Konstituenten des menschlichen Hormonsystems, die im Zusammenspiel das Gefühl „Liebe“ ergeben sollten, als abstrahierte Molekularmodelle darstellt. Sie fragt nach der Möglichkeit und verneint gleichzeitig, dass analytisches Vorgehen imstande sei, eine außen stehende Betrachtung des eigenen Psychismus zu ermöglichen.
    Sie zieht als weiteren Schritt – in Verweis auf ein mechanistisches Weltbild –
    eine Analogie vom menschlichen Körper zu technischen Geräten. Ein Lautsprecher,
    ein Wunderwerk der Täuschung, wird in seine einzelnen Materialteile seziert. Es ist wohl denkbar, aber im Augenblick kaum erfahrbar, dass dieses einfache technische Machwerk einen für das Erleben so intensiven und ergreifenden Reiz wie Musik erzeugt.

    Anna Spohn

     

     

    Kurzbiographie
    Ulrike Königshofer Geboren 1981 in Koglhof (Steiermark), lebt und arbeitet in Wien / 1995 – 2000 Kunstgewerbeschule Graz / 2000 – 2005 Universität für angewandte Kunst Wien / Auszeichnungen (Auswahl): 2010 Theodor Körner Preis / 2007 Anni und Heinrich Sussmann Stipendium / 2005 Sofie Fohn Stipendium / Förderungsstipendium der Universität für angewandte Kunst Wien / Arbeiten in öffentlichen Sammlungen: 2010 Sammlung Neue Galerie Graz / 2009 Artothek der Stadt Wien / 2007 Artothek des Bundes

     

    Ausstellungen (Auswahl)
    2011 "Terminator 2", LOVE, Wien | 2010 "Förderungspreis des Landes Steiermark", Neue Galerie Graz im Künstlerhaus, Graz | "You Fail", Periscope im Kunstraum Pro Arte, Hallein | "Die Tatsachen der Lüge", Kulturhaus Weiz | "In:System", Schloss Ulmerfeld, Amstetten | "Und sie verliefen sich im Wald", Flat 1, Wien | 2009 "Auf A folgt immer B?" Basement, Wien | "Die Anatomie des Defekts" Narrenturm, Wien | "Konturen" Kunstraum Niederösterreich, Wien | 2007 "Die Ordnung der Natur" Kunstraum Praterstrasse, Wien | 2005 "Real" Kunsthalle Krems | "The Essence" Museum für angewandte Kunst Wien | "Bilder vom schönen Leben" Universität für angewandte Kunst, Wien

     

    Publikation
    "Ulrike Königshofer – Mechanismen der Natur", Wien 2010

    Kontakt:

    ulrikekoenigshofer@gmx.at | www.ulrikekoenigshofer.at

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