Prater Kino Welt
Filmvergnügen im alten Prater
8. Juli – 18. September 2005
Prater Kino Welt
Filmvergnügen im alten Prater
Das Pratermuseum im Planetarium erinnert ab 8. Juli unter dem Titel "Prater Kino Welt – Filmvergnügen im alten Prater" an die Frühgeschichte des Films und Kinos in Wien, die eng mit der Entwicklung des Praters um 1900 verbunden ist. Die Präsentation – eine Koproduktion zwischen dem Wien Museum und dem Film Archiv Austria – dokumentiert die ersten zu "Kinos" umgebauten Prater-Schaubuden sowie Vorläufer des Filmvergnügens wie etwa das legendäre "Kaiserpanorama".´
Parallel zur Schau im Pratermuseum veranstaltet das Film Archiv Austria in unmittelbarer Nachbarschaft ebenfalls unter dem Titel "Prater Kino Welt" erstmals ein Prater Filmfestival: Auf der Kaiserwiese, zwischen dem Praterstern und dem Riesenrad, werden bis 31. Juli täglich ab 21.30 Uhr bei freiem Eintritt Filme zum Thema Prater gezeigt.
Das Pratermuseum, eine Außenstelle des Wien Museums, ist während des Filmfestivals täglich außer Montag bis 21.30 Uhr geöffnet – beste Gelegenheit also, auch vor der Filmvorstellung die Ausstellung und die spektakuläre Sammlung von Erinnerungsstücken an den alten Prater zu besuchen.
"Lebende Bilder"
Um 1900 erlebt der Prater eine Zeit des Umbruchs. Neben traditionellen Vergnügungen in Singspielhallen und Gaststätten erobern neue Attraktionen wie Grottenbahnen oder Schiffs- und Aeroplankarusselle den Vergnügungspark. Dazu gesellt sich eine Erfindung, die das Kulturleben des 20. Jahrhunderts revolutionieren wird: das Kino. Bereits 1896, knapp nach der ersten öffentlichen Filmaufführung in Wien und ein Jahr, bevor das Riesenrad erbaut wird, zeigt man in der Schaubude von Josefine Kirbes „Lebende Bilder“. Ein paar Jahre später sind es schon fünf Filmvorführstätten, die um die Gunst des Publikums buhlen.
Von Kinos im herkömmlichen Sinn kann allerdings noch keine Rede sein. Ausrufer locken zur Filmvorführung in die jahrmarktsähnlichen Buden, es gibt keine fixen Beginnzeiten und die Zuschauer gehen nach Belieben ein und aus. Erst mit der Vorführung längerer Filme orientieren sich die neuen Etablissements an den Konventionen des Theaters, was sich sowohl in der Architektur als auch im Verhalten der Besu-cher niederschlägt.
Zweiteilige Präsentation im Pratermuseum: Historische Dokumentation und benützbare optische Apparate
Dieser frühen, spektakulären Phase des Kinos widmet das Pratermuseum, das sich im Planetarium befindet, die Ausstellung "Prater Kino Welt – Filmvergnügen im alten Prater". Im ersten Teil der Schau werden anhand von bislang unbekanntem Material die frühen Kinostandorte im Prater, ihre Vorgeschichte und Betreiber, ihre extravagant gestalteten Fassaden und ihr Programm dokumentiert.
Im zweiten Teil begeben sich die Besucher auf die Spuren unterhaltsamer Vorläufer des Filmvergnügens. Ein Highlight ist das Kaiserpanorama, das um 1900 zu imaginären Reisen verführte. Am Betrachter ziehen Stereoskopiefotografien vorbei und simulieren so dreidimensionales Sehen und zeitliche Abfolge. Ähnlich funktionieren die "Mutoskop-Automaten", die dem Prinzip eines "Daumenkinos" folgen, also Bilderfolgen in hoher Geschwindigkeit zeigen, wodurch filmische Sequenzen vor den Augen des Betrachters entstehen. Diese rekonstruierten Apparate aus der Vorgeschichte des Kinos können die Besucher der Ausstellung vor Ort benützen.
Mit der Schau "Prater Kino Welt – Filmvergnügen im alten Prater" setzt das Wien Museum seine Reihe der "Interventionen" fort. Dabei handelt es sich um Ergänzungen zu bestehenden Dauerausstellungen. Begonnen hat die Reihe 2004 mit der Intervention "Migrationsziel Wien" in der Dauerausstellung des Haupthauses des Wien Museums.
Eine Entdeckung wert: das Pratermuseum
"Das Pratermuseum, ist eine Entdeckung wert" , so Wolfgang Kos, Direktor des Wien Museums. "Es ist so speziell wie der Prater selbst. Denn es zeigt die historischen Veränderungen einer einzigartigen Wiener Unterhaltungskultur, die ebenso faszinierend wie schaurig ist". In der Dauerausstellung des Pratermuseums sind neben dem Originalmodell der Wiener Weltausstellung u.a. Dokumente von befremdlichen Menschenschauen ("Frau ohne Unterleib", "Zwergen-Schuhe", "Riesen-Anzug"), Relikte historischer Ringelspiele und Grottenbahnen oder der Wahrsageautomat "Internationales Heitraths Vermittlungs Bureau" zu sehen. Auch die legendäre Bauchrednerpuppe Maxi (die schon Helmut Qualtinger inspirierte) befindet sich im Pratermuseum. Hier ist einmal mehr der Spruch zu überprüfen, wonach "der Wiener in den Prater geht, wenn er seine Seele äußerln führen will".
Die Kooperation mit dem Film Archiv Austria gibt dem Wien Museum die Gelegenheit, eine seiner ungewöhnlichsten Teilsammlungen ins Bewusstsein der Wiener und Wienerinnen zu rücken.
Gleich nebenan – das Film Fest Prater
Der Prater war nicht nur ein früher Schauplatz der Filmvorführung, sondern dient bis in die Gegenwart auch als beliebter Drehort für Filmproduktionen. Das "Prater Filmfestival", veranstaltet vom Film Archiv Austria, startet am 7. Juli zeitgleich mit der Eröffnung der Kino-Ausstellung im Pratermuseum. Gezeigt werden zahlreiche "Prater-Filme", von frühen österreichischen Streifen wie Willy Schmidt-Gentners "Prater" (1936) über Klassiker der Nachkriegszeit (Carol Reeds "Der Dritte Mann") bis hin zu jüngeren Produktionen wie Pavel Lungins "Luna Park" (1992).