Margit Krammer
Zeichnungen
18. November – 17. Dezember 1998
Margit Krammer
Zeichnungen
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Die Ausstellung zeigt die freien, künstlerischen Arbeiten der Zeichnerin, die dennoch die Handschrift der Cartoonistin, also des Humorvollen tragen.
Helmut Eisendle
Das Lächeln ist der Schatten des Cartoons
Anders als sonst in Menschenköpfen
malt sich in diesem Kopf die Welt.
Herder
Die Zeichnerin, die sich in lobenswerter Weise darauf verlegt, Zustände des öffentlichen Lebens zu karikieren oder zu parodieren, muß früher oder später darauf Bedacht nehmen, daß sie vom Lächerlichen lebt. Was aber würde der Zeichnerin überbleiben, wenn es nichts mehr zu lachen gibt? Sie müßte sich in irgendeiner Weise ein anderes Feld ähnlicher Betätigung suchen, ja, am Ende das Lächerliche um jeden Preis auftreiben, sei es, wo es sei und auch wo es gar nicht ist.
Das Lächeln ist der Schatten des Cartoons. Eine Karikatur muß überraschen oder beim ersten Anblick ihre Wirkung und das, was im Kopf der Zeichnerin vorgegangen ist, verbergen. Indem Cartoons zum Nachdenken anregen, sind sie ein Surplus der journalistischen Kolportage, etwas, das deren Wert erhöht oder ihr eine Pointe, ein Apercu, ein Bonmot verleiht.
Vereinfacht läßt sich das Lächeln mit ironischer Überlegenheit in Verbindung bringen, das nicht nur, weil wir durch Cartoons mit etwas Bestimmtem vertraut werden, sondern weil dieses Wissen oder Besserwissen in uns schon vorhanden gewesen sein muß und mehr oder weniger nur erweckt worden ist. Cartoons haben auf Knall und Fall zu verblüffen und im Betrachter ein lächelndes Aha-Erlebnis hervorzurufen, nicht zuletzt, um dessen Gedanken über das soziale Gefüge, eine Person, einen Zustand durch eIn Schmunzeln zu erweitern.
Cartoons sind nur in einem bestimmten Moment der Zeit, innerhalb einer spezifischen Eigenschaft, in dem sich die Gesellschaft oder eine Person befindet, von Bedeutung. Die Gedanken, die Cartoons auszulösen imstande sind, sind so wirklich und abhängig von der Zeit wie das Übrige Empfinden. Das Charakteristische eines Cartoons birgt eben in sich die spielerische Dimension eines Bonmots. Es erklärt die Wirklichkeit nicht auf der Ebene des Tatsächlichen, sondern mit einem Überschuß von Vermutungen, Gedanken, Verdächtigungen dessen, was eigentlich nicht möglich ist.
Daß das Betrachten von Cartoons und ihrer zweiten Dimension: das Lachen oder Lächeln nur eine besondere Art des Empfindens und Sprechens sind, wird klar, wenn wir die Geschehnisse und Cartoons wie Wirklichkeit und Spiel voneinander unterscheiden.
Durch Cartoons betrachten wir ein bestimmtes Detail der Welt genauer und werden auf etwas hingewiesen, was wir ohnehin nicht vermutet hätten. Cartoons sind aufs Papier gebrachte Formen der Betroffenheit und Sinnlichkeit. Dies beinhaltet ein Bedürfnis, aber kein Bedürfnis nach Wissen oder Erkenntnis, sondern den Wunsch nach der Wirkung oder der humoristischen Behauptung einer Unmöglichkeit. Cartoons sind, wie ich sie verstehe, das Ergebnis einer durchdachten, spielerischen Konstruktion, ein Gedankenblitz aufs Papier gebracht.
Cartoons zu beherrschen heißt also, auf die reale Situation einer Gruppe von Menschen einzugehen und diese von einer gleichsam irrealen Warte her zu betrachten. So unterschiedlich die Gedanken über Cartoons und den tatsächlichen Anlaß auch sind, die Konsumenten der Medienwelt verlangen Derartiges in einem bestimmten Zeitraum, nicht zuletzt um den Überschwang an Informationen zu ertragen. Cartoons tragen die lächelnde Träne im Wappen oder sind die Konsequenz einer willkürlichen, angenommenen Manier oder der Versuch, einen Sachverhalt mit der Laune des Undenkbaren zu erklären. Cartoons sind nichts anderes als eine freie Weltanschauung der sanften, klugen Köpfe; ein heiliges Lachen der Denker oder der Spötter; die Überlegenheit über alles; die Entsagung großer Herzen, die Welt so zu sehen - wie sie auf keinen Fall ist.
Dabei kann die Zeichnerin ihr Spiel von den hohen Sphären des geistroichen Witzes bis in die tiefen Täler der Dummheit treiben: Sie oder er bringt das aufs Papier, was Ambrose Blerce in seinem Wörterbuch des Teufels versucht: Gatte: Jemand, der sich nach dem Essen ums Geschirrspülen zu kümmem hat. Gabel: Ein Instrument, das hauptsächlich verwendet wird, um tote Tiere in den Mund zu stecken. Eßbar: Zum Verzehr geeignet und verdauungsfördernd, wie der Wurm für die Kröte, die Kröte für die Schlange, die Schlange für das Schwein, das Schwein für den Menschen, und der Mensch für den Wurm.
Kurzbiographie
Geboren am 9. Oktober 1961 in Graz | Studium der Bühnengestaltung an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz | Besuch von Klassen für Cartoon und IIIustration an der Internationalen Sommerakademie für bildende Kunst in Salzburg | 1987 Magister artium | Mehrere Bühnenarbeiten für Theater. Cabaret und Kleinkunst | Praktikum in den Malerwerlstätten der Vereinigten Bühnen Graz | Lebt und arbeitet seit 1992 in Wien
Publikationen/Cartoons/Illustrationen
Kurier | Wiener Zeitung | Kleine Zeitung | Der Standard | Fe.mail | Tagesanzeiger Zürich u.a.
Einzelausstellungen/Gruppenausstellungen
Graz | Wien | Klagenfurt | Linz | Bern | Tokio u.a.
Auszeichnungen
1993 Kunst & Kunst & Kunst | 1996 Joseph Binder Award
Kontakt:
1090 Wien, Kolingasse 13/1/17
Tel-+Fax: 3192827