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    Friedrich Schiff

    In Shanghai berühmt, in Wien vergessen

    14. Februar – 31. März 2002

    Friedrich Schiff

    In Shanghai berühmt, in Wien vergessen

    14. Februar – 31. März 2002
  • Las man in Shanghai zwischen 1930 und 1947 Zeitung, so tauchte der Name Friedrich Schiff (1908-1968) immer wieder auf und jeder wusste auf Anhieb, um wen es sich handelte. Friedrich Schiff war der bekannteste ausländische Maler Chinas und in aller Munde.

    1930 im Alter von 22 Jahren kam Schiff, dem Österreich zu klein geworden war, nach Shanghai. Seine große künstlerische Begabung drückte sich in einer großen Vielfalt aus. Er war ebenso ein großartiger Portraitmaler wie Interpret des Alltags der vibrierenden chinesischen Großstadt, schuf hingehauchte Landschaften und begeisterte mit seinen treffsicheren Karikaturen, welche er für Zeitungen und die berühmten Schiff-Postkartenserien zeichnete und sicherte Büchern über Shanghai, Peking und Hongkong durch seine Illustrationen den entsprechenden Erfolg. Der omnipräsente Wiener Maler war mit seinen Wandmalereien in öffentlichen Gebäuden und Klubs Garant für einen Zustrom von Besuchern.

    Es war daher kein Zufall, dass das renommierte Shanghai Pictorial im Jahre 1998, als es darum ging seinen 100. Geburtstag zu feiern, an Friedrich Schiff dachte. In der Galerie der neuen Shanghaier Bibliothek, dort, wo kurz davor Clinton gesprochen hatte, wurde gemeinsam mit der Österreichisch-chinesischen Gesellschaft eine große Ausstellung von 120 Werken Schiffs präsentiert und von den chinesischen Besuchern regelrecht gestürmt. Aus Peking wurde der berühmteste chinesische Graphiker Prof. Ding Cong eingeflogen, der für das Fernsehen durch die Ausstellung ging und sich in Lobeshymnen über den österreichischen Künstler erging.

    In der kleinen Schiff gewidmeten Galerie in der Josefstädterstraße 20 sprechen immer wieder chinesische Maler vor, welche sich für die Auftragsarbeiten der Stadt Shanghai über historische Themen an Schiffs Werken orientieren.

    Warum aber war Schiff in Österreich bis jetzt nur Kennern bekannt?
    Das liegt daran, dass er 1947 von Shanghai nach Buenos Aires ging, wo er wiederum landesweit bekannt und mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen bedacht wurde. Wiederum gelang es ihm die verschiedenen Typen der Bevölkerung und die Besonderheiten des Landes mit großer Meisterschaft einzufangen. Sein Schaffen beschränkte sich aber nicht auf das argentinische Genre. Mehrere Aufenthalte in Wien erlaubten ihm Impressionen seiner Heimatstadt in argentinischen Ausstellungen einzubringen. Diese Bilder erregten in Argentinien großes Interesse und sie wurden auch mehrfach preisgekrönt. 1954 erzwang die Krankheit von Schiffs Tochter eine Übersiedlung nach Wien, wo man ihn trotz erfolgreicher Ausstellungen der dreißiger Jahre mittlerweilen vergessen hatte. Die medizinische Betreuung seiner Tochter bedingte eine feste Anstellung. Er fand sie bei Lintas, wo er erfolgreich als Graphiker für Unilever arbeitete, bis ihn ein allzu früher Tod abrief.

    Gemeinsam mit der Österreichisch-chinesischen Gesellschaft und dem Gedächtnisverein für Friedrich Schiff zeigt das Historische Museum der Stadt Wien eine repräsentative Schau des Schaffens von Friedrich Schiff in Öl, Aquarell, Gouache und Graphik mit dem Schwerpunkt auf China und Wien. Die Ausstellung steht unter dem Ehrenschutz des chinesischen Botschafters Lu Yonghua. Bei der Vernissage wird gleichzeitig die von Gerd Kaminski verfasste reich illustrierte Biographie des Malers vorgestellt, welche im kommenden Jahr in Shanghai auch auf Chinesisch erscheinen wird.

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