Friedrich Kiesler 1890-1965
Das Archiv des Visionärs
12. Dezember 1997 – 1. März 1998
Friedrich Kiesler 1890-1965
Das Archiv des Visionärs
Friedrich Kiesler (geb. 1890 in Czernowitz - gest. 1965 in New York) erhielt seine Ausbildung in Wien und publizierte schon in jungen Jahren in der Zeitschrift De Stijl und stellte auf der Pariser Art Deco Ausstellung aus. 1925 ging er nach New York und arbeitete dort als Architekt, Designer, Bühnenbildner, Kunsttheoretiker und Schriftsteller. In dieser Zeit entstand aus seiner Beschäftigung mit der visionären Architektur das Konzept des "Endless House", das er in der Diskussion mit den Konstruktivisten und der Avantgarde seiner Zeit stets als Mittelpunkt seines Werkes ansah und weiterentwickelte. Unter seinen Bekannten dieser Zeit finden sich, und werden auch in der Ausstellung dokumentiert, Künstler und Architekten wie Adolf Loos, Hans Richter, Theo van Duesburg, Laszlo Moholy-Nagy, El Lissitzky, Tristan Tzara, Juan Gris, Le Corbusier und Mies van der Rohe.
Durch die Bekanntschaft mit Peggy Guggenheim kam er nach 1942 in Kontakt mit den Surrealisten Marcel Duchamp und André Breton und schuf neben einer Anzahl von kunsttheoretischen Schriften wie "Magic Architecture" auch das Konzept für die Ausstellung "Art of the Century", sein vielleicht bekanntestes Werk.
Kiesler hatte daneben enge Kontakte zu den Angehörigen der "New York School" wie Irving Penn, Edgar Varese, George Antheil, Aaron Copland, Virgil Thompson und dem Schriftsteller Paul Bowles.
Nach dem 2. Weltkrieg lebte Kiesler als Architekturtheoretiker in New York, sein Einfluß erstreckt sich bis heute auf eine ganze Anzahl von namhaften Architekten. Die Krönung seines Werkes ist der nach 1962 entstandene "Shrine of the Book" in Jerusalem für die Präsentation der Schriftrollen vom Toten Meer.
Im Jahre 1996 - 1997 haben der Bund und die Stadt Wien einen großen Teil des Nachlasses von Friedrich Kiesler angekauft, der in dieser Ausstellung erstmals präsentiert werden soll, darunter befinden sich eine ganze Anzahl bisher noch nie gezeigter Werke zum Verständnis der Architekturtheorie des 20. Jahrhunderts, ergänzt durch Dokumente aus seinem privaten Archiv. Grundlage der Ausstellung ist der Zentralgedanke des Konzeptes des "Endless House", um das sich die gesamte Schaffens- und Gedankenwelt Kieslers gruppiert.
Parallel dazu soll mit der Ausstellung erstmals der Friedrich Kiesler-Preis vergeben werden mit einer Dotierung von öS 750.000,-- der bedeutendste österreichische Kunst- und Architekturpreis.