Blickfang Karlsplatz
Fotografien 1880-1960 aus dem Historischen Museum der Stadt Wien
9. August – 31. Oktober 2001
Blickfang Karlsplatz
Fotografien 1880-1960 aus dem Historischen Museum der Stadt Wien
Zwischen 1716 und 1739 erbaut, stand die Karlskirche anfangs allein auf weiter Flur. Der Architekt Johann Bernhard Fischer von Erlach plante die Kirche mit Blick in Richtung Hofburg, da sie angeblich als Endpunkt einer von Hofburg und Augustinerstraße ausgehenden "Via Triumphalis" im Gespräch gewesen war.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts war das Areal des heutigen Karlsplatzes ein Erholungsraum mit Wiesen und Alleen, durch den Wienfluss von der Inneren Stadt getrennt. Der barocke Prunkbau der Karlskirche bildete mit der Fruhwirtschen Gewehrfabrik (1789) zur linken und dem Polytechnikum (Technische Universität, 1816-1818) zur rechten eine repräsentative Vorstadtfront. Die Bauten der Handelsakademie, des Künstlerhauses und des Musikvereines am linken Ufer der Wien entstanden erst mit dem Bau der Ringstraße ab den 1860er-Jahren.
Der Karlsplatz in seiner heutigen Form entstand im wesentlichen 1899 bis 1900 mit der Wienfluss-Einwölbung unter der Planung der Stadtbahn durch Otto Wagner. Dieser markante städtebauliche Eingriff ließ einen weitläufigen, von zahlreichen Verkehrsadern durchschnittenen Landschaftsraum entstehen, der von Monumentalbauten verschiedener Stilepochen umgeben war.
"Der Karlsplatz ist kein Platz, sondern eine Gegend", formulierte Otto Wagner die Schwierigkeit, aus der ehemaligen Uferlandschaft einen Platz zu gestalten. Der imperiale Prunkbau Karlskirche blieb das beherrschende Moment, wobei die Blickrichtung der Kirche die Platzgestaltung erschwerte.
Den westlichen Abschluss stellt seit 1898 das Ausstellungsgebäude der Secession dar. Das Areal davor war bis 1916, also bis zur Verlegung an den heutigen Standort, von den Verkaufsständen des Wiener Naschmarktes geprägt. Zahlreiche Wettbewerbe wurden initiiert, um das Ostende des Platzes bestmöglich abzuschließen. Grundsätzliche Bedeutung hatten Otto Wagners Projekte von 1900/1910 im Zusammenhang mit der Errichtung eines Stadtmuseums. Verwirklicht wurde dieser Plan allerdings erst in den 1950er-Jahren durch den Architekten Oswald Haerdtl.
Über keinen anderen Platz haben sich die Stadtplaner Wiens so viele Gedanken gemacht. Bis heute reissen die Diskussionen über die Gestaltung des Karlsplatzes nicht ab.
Vierzig ausgewählte Fotografien (1880-1960) aus den Sammlungen des Historischen Museums der Stadt Wien zeigen den vielschichtigen historischen Entwicklungsprozess eines der wichtigsten Plätze Wiens.