Benjamin, ich hab' nichts anzuzieh'n
Wiener Damenmode 1920 - 1930
22. Mai 1997 – 16. Dezember 1999
Benjamin, ich hab' nichts anzuzieh'n
Wiener Damenmode 1920 - 1930
Die Mode der 20er Jahren spiegelte wie jede andere Modeepoche auch die Gesellschaft und den Zeitgeist wider, in der sie agierte. Die einschneidenden politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen nach dem Ersten Weltkrieg brachten auch einschneidende Veränderungen speziell in der Damenmode mit sich. Die neue Stellung der Frau, verbunden mit dem Drang nach Selbständigkeit, der vermehrten Berufstätigkeit, dem Wunsch nach freier Partnerwahl, der Forderung, gleichberechtigte Partnerin des Mannes zu sein und die nach den entbehrungsreichen Kriegsjahren aufkeimende Lust an Vergnügungen und Amusements jeglicher Art, gingen Hand in Hand mit der modischen Entwicklung. Man glaubte nicht mehr an die Ideale der Vorkriegszeit, man wollte leben, genießen und bejahte alles, was "modern" war. Symbole der geistigen und körperlichen "Freiheit" der Frau waren das kurze Haar und der kurze Rock.
Dominiert wurde die Damenmode der 20er Jahre vom sogenannten "Garçonne"-Stil, der betont schlicht, funktionell und schmucklos war, gefolgt für kürzere Zeit vom "Eton-Boy"-Stil, der die klassisch-sportliche Collegemode propagierte, der Frau aber nur ein Höchstalter von dreißig Jahren zugestand.
Zur Garderobe einer Dame gehörte das Lauf-, Straßen- und Trotteurkleid, das Mantelkleid, das Jumperkleid, die Nachmittagskleider für den Tee und den Tanz, die Abendkleider und, nicht zu vergessen, die Sportkleidung, die einen immer größeren Umfang einnahm.
Präsentiert werden in dieser kleinen Schau Originalkleider, die alle aus dem Besitz der Modesammlung des Historischen Museums der Stadt Wien stammen. Der Bogen spannt sich vom einfachen Tageskleid bis zum reich bestickten Abendkleid. Eine Besonderheit sind die Kleider und der Modeschmuck aus der Wiener Werkstätte. Die modischen Accessoires vertreten durch Topfhüte, Schals, Handschuhe, Handtaschen, Schuhe, zauberhafter Unterwäsche und Modefotos vervollständigen die Ausstellung.
Zur Geschichte der Modesammlung
Die Modesammlung des Historischen Museums der Stadt Wien wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von Professor Alfred Kunz, dem ersten Direktor der Modeschule der Stadt Wien, gegründet, im Laufe der folgenden Jahrzehnte erweitert und dem Historischen Museum übergeben. Basierend auf den Beständen der ehemaligen Städtischen Sammlungen im Rathaus, des Vereins für Kultur und Mode, der Privatsammlung von Professor Kunz sowie Schenkungen und Ankäufen entstand eine der umfangreichsten Sammlungen auf dem Gebiet der Mode in Europa. Nach Freiwerden einiger Räumlichkeiten in einem Nebentrakt des Schlosses Hetzendorf ist es nun gelungen, einen vorerst kleinen, aber permanenten Schauraum der Modesammlung einzurichten. Die Einrichtung wurde von Mag. Christoph Elmecker und Mag. Markus Reuter, die auf dem Gebiet der Präsentation musealer Textilien große Erfahrung haben, entworfen.
Ausstellungsort:
Modeschauraum des Historischen Museums der Stadt Wien
Schloß Hetzendorf, linkes Nebengebäude
Hetzendorfer Straße 79, A-1120 Wien, Tel. 802 16 57